Wo Ötzis Pilze wachsen - LausitzLiebe in der Andachtsstätte der Natur (Gahroer Buchheide)

Ötzis Pilze Birkenporling

Andächtig. So kann man am besten die Haltung beschreiben, mit der die Gruppe die Buchen in der Gahroer Buchheide betrachtet. Unten das braun-orange Herbstlaub, das schon auf den Boden gefallen ist, oben die aufrecht silbriggrauen Stämme die fast wie die Säulen eines Kirchbaus wirken. Und noch weiter oben machen Sonnenstrahlen die Blätter zu einem Gedicht aus Farbe, Form, Licht und Schatten.

Buchwald in Elbe-Elster

Andächtig. Als wir alle so standen. Still. Und staunend, während die Geräusche des Waldes, das Rascheln der Blätter, das Gezwitzer der Vögel die Szene untermalen. Es ist für mich ein magischer Moment. Noch magischer als die vielen Wunder, die uns Ranger Hans-Christian Funk während der Wanderung zeigt, ist diese Andacht von uns Menschen angesichts der 200 jährigen Buchen und der Schönheit und vielfalt der Natur.

Rangertour im Reich der untoten Bäume

Apropos Natur. Wir sind heute mit dem LausitzLiebe Podcast zu Gast auf Rangertour und im Reich der untoten Bäume. Die Naturwacht Brandenburg von der Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg macht regelmäßig führungen und du bist heute mit LausitzLiebe bei einer dabei. Vor allem sind hier für die Lausitz recht seltenen Buchen. Ich liebe diese majestätischen Bäume. Glatt und silbergrau streben die Stämme nach oben gen Himmel. Und oben die ausladende Krone. Wenn das Laub oben dicht ist, ist unten dunkel. 

Bis die Mutterbuche das Licht freigibt...

Apropos Natur. Wir sind heute mit dem LausitzLiebe Podcast zu Gast auf Rangertour und im Reich der untoten Bäume. Die Naturwacht Brandenburg von der Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg macht regelmäßig führungen und du bist heute mit LausitzLiebe bei einer dabei. Vor allem sind hier für die Lausitz recht seltenen Buchen. Ich liebe diese majestätischen Bäume. Glatt und silbergrau streben die Stämme nach oben gen Himmel. Und oben die ausladende Krone. Wenn das Laub oben dicht ist, ist unten dunkel. 

Auch die Kiefer ist zu Hause - ein historisches Zeugnis

Buchen – kaum vorstellbar in der Lausitz, wären auch hier, wenn es uns Menschen nicht gäbe, der Haupt- und natürliche Waldbestand. Kann ich mir gut vorstellen. Die Kiefer übrigens, die hier heute meist in den Forstflächen vorherrscht, ist durchaus auf den mageren sandigen Böden teilweise wohl heimisch, vor allem aber eben angepflanzt. Der anspruchslose Baum lässt sich vielfach nutzen und wurde schon vom Königlich-preußischen Oberforstmeister Friedrich-August Wilhelm Leopold von Krosigk (1707-1797) gepriesen als Baum von „vielseitigen wirtschaftlichen Wert gerade für die ärmere Bevölkerungsteile… es werde auch aus den Kiefern gutes Teer und Pech gemacht“. 

„Die Tangeln und Nadeln werden von den armen Leuten, so wenig Stroh haben, unter zu streuen, um Mist davon zu machen, auf vorher geschehene Anfrage, mit weiten Rechen fleißig gesammlet.«1

Das habe ich aus https://brandenburgikon.net/index.php/de/erinnerungsorte/maerkische-kiefer

Eine Eiche für Viele!

Doch zurück zu unserer Exkursion. Während wir auf der Wanderung langsam Richtung FFH-Gebiet Gahroer Buchheide kommen, bleibt Ranger Funk an einer Eiche stehen. 

Es gibt hier aber nicht nur Buchen, sondern auch Eichen. Auf einer Eiche, so Ranger Funk, gibt es Lebensräume für 500-1000 Arten. Ich habe mich nicht versprochen: Eine Eiche: 500-1000 Arten. Finde ich schon sehr sehr bemerkenswert.

Naturschutzgebiet - Hat hier die Natur Vorrang?

Wir sind übrigens in einem Naturschutzgebiet. Das bedeutet, es darf hier nichts entnommen werden – auch keine Pilze. Man darf nur auf den Wegen lang laufen. Die Natur hat hier Vorrang. Naja, Jagdstände sieht man hier wie überall. Ich persönlich halte da gar nichts davon, aber ich bin ja auch kein Naturschutzsachverständiger. Ich fänd es gut, die Natur ganz sich selbst zu überlassen, denn gerade, angesichts des Wunders Natur, von dem wir so wenig verstehen, wer sind wir Menschen, dass wir denken, Gott spielen zu können. Es kann auch sein, dass ich das noch nicht so ganz richtig verstanden habe. Also Jagen und auch Holzeinschlag sind in Naturschutzgebieten möglich. Sicher in Absprache und sicher müssen auch alle Anspruchsgruppen klug unter einen Hut gebracht werden. Kann sich jeder selbst seine Meinung bilden.

Nun wieder zu unseren Buchen. Ranger Funk führt uns zu einer Art Lichtung. Ein Buchenriese ist hier gefallen und darf auch so liegen bleiben, Ein Glück, dass das Thema Totholz inzwischen Rang und Namen bekommen hat. Das wir Menschen, nicht mal in genutzten Forsten, immer gleich alles aufräumen müssen, ist zwar im Haushalt sicher lobenswert – aber in der Natur ist das, was wir als Unordnung bezeichnen Lebensraum, Zu Hause für so viele Organismen, Pilze, Pflanzen und Tiere. Fledermäuse wohnen in Baumhöhlen und unter der Baumrinde. Spechte und andere Vögel in Baumhöhlen, Der Igel überwintert in Laubhaufen und Totholzbergen.

Pilze - Alarrrm

Und die Pilze. Unser Wanderführer zeigt auf den Baumstamm. Wer genau hinsieht, erkennt Pilze. Weich fühlen sie sich an. Andere schleimig, wieder andere sind so winzig, dass eine Teilnehmerin extra die Lesebrille rauspackt um die kleinen Mini-Pilzchen genauer zu betrachten. 

Grüngelber Schwefelkopf, Spaltblätterpilze. Hallimasch..

Das Holz ist richtig mürbe. Unter der Rinde ist auch schon vieles zersetzt. Es gibt 3 verschiedene Pilz-Familien: Die Mykorrhiza Pilze bilden eine Symbiose mit dem Baum. Die Pilze helfen beim Aufschlüsseln der Nährstoffe aus dem Boden und werden gleichzeitig vom Baum mit Zucker aus der Photosynthese versorgt. Weiter parasitäre Pilze, die auf dem Baum leben und seine Nährstoffe “abgreifen”. Das sind auch die die den Baum schädigen, so dass er schon vor seiner natürlichen Lebensdauer geschwächt wird. Und die dritte Art sind die Totholzpilze, die sich schon an völlig abgestorbenem Totholz laben und es nach und nach zu Erde zersetzen.

Lausitzliebe und die Sprache der Bäume

Wie dauert es, bis ein abgestorbener Baum wieder vollständig zu Erde geworden ist? Ebenso lange wie der Baum lebt. Stell dir das mal vor. Selbst der tote Baum ernährt noch über Hundert Jahre Organismen. Ich lieb sie diese riesigen Geschöpfe und ich glaube auch fest daran, dass diese Wesen genauso fühlend und kommunizierend sind, wie wir. Sie sprechen nur eine andere Sprache. Aber wenn du ganz still bist, wirst du es wahrnehmen können, die Sprache der Bäume.

Funk spricht auch über die Widersprüche aus Forstwirtschaft und Naturschutz. Das eine ist wirtschaftliche Nutzung des Waldes. Da geht es um Erträge. Und ja, das kann ich nachvollziehen. Holz wird ja gebraucht. Ich finde es auch unehrlich zu sagen, dass Forstwirtschaft nur zu 100 % böse ist. Ich liebe Holzmöbel und auch das Holz aus dem diese Möbel gemacht sind, ist mal irgendwo in einem Forst gewachsen. Andererseits – ich weiß nicht, wie es dir geht, aber in mir ist Hoffnung, dass das mit dem Wald auch anders gehen muss. Zum Beispiel natürlicher. Also nicht mit Gift gegen eine Schädlingsart, das dann auch alle anderen Insekten des Waldes tötet. Also nicht mit großflächigen Kahlschlägen, die auch völlig gesunde Bäume entnehmen. Nicht mit riesig schweren Maschinen, die den Boden auf Jahrzehnte verdichten. Ja, das kannst du für Klugschiss halten und ich hab keine Lösung. Aber wenn niemand nie mal was anders macht, als wir es immer gemacht haben, wird LausitzLiebe mal irgendwann keine neuen Naturflächen mehr finden, die ich dir vorstellen kann. Andererseits: Der Naturschutz möchte bewahren. Ich pflichte hier Ranger Funk bei, der sagt: Am besten ist ein Wald, der möglichst durchmischt ist, viele Arten und Etagen besitzt – und genau deshalb nicht so anfällig gegen einzelne Fressarten ist, wie wie ein Monoforst, einfach weil sich vieles, wenn nicht alles selbst reguliert. 

Fledermäuse und Malerpilz in der Lausitz

Zurück zu den Buchen. Hier in diesem gut durchmischten Wald gibt es neben vielen anderen Arten auch viele Fledermausarten. Die wohnen nur zu einem winzig kleinen Teil in den Fledermauskästen, die die Menschen hier bereit gehängt haben. Die meisten der Fledermäuse wohnen in den vielfältigen Strukturen, die hier vorhanden sind. Unter anderem sind hier Mopsfledermaus, Rauhautfledermaus, Großer Abendsegler, Kleiner Abendsegler, Wasserfledermaus zu Hause. 

Immer wieder entdecken wir Buchen die so seltsame waagerecht abstehende Pilze am Stamm haben. In einem anderen Podcast habe ich sie mal als eine Art “Hauseingangsleuchte” beschrieben. Das ist zumindest hier an der Stelle der Zunderschwamm. Natürlich auch ein Pilz. Die können auch ganz stattliche Größen erreichen. Meine Hand sieht neben dem grau weiß geschichteten Pilz geradezu lächerlich klein aus. 

Das Raunen der Gruppe steigt noch etwas mehr an, als uns Ranger Funk zu einem alten Baumstamm führt. Hier wächst ein besonders dickes Exemplar von einem im Volksmund so genannten Malerpilz. Malerpilz heißt das prachtvolle Ding deshalb, weil, wenn man an der weißen Unterseite des Pilzes was schreibt oder malt, sich dann die Farbe ändert in braun und so die “inschrift” erhalten bleibt. Allerdings bleibt das nur etwa eine Saison so braun, dann hat der Pilz die Stelle wieder repariert und die Unterseite ist wieder schön weiß. Der größte Lackporling soll ungefähr ein Meter im Durchmesser gewesen sein. Kenner nennen das Prachtstück “Lackporling”. Ein wunderschönes Ding. Staunend bleiben wir immer wieder stehen und bewundern, welch pittoreske und wunderschöne Formen diese “untoten” Bäume hervorbringen und ihnen Heimat bieten. Auf ein etwas anderes, fast wabenartiges Gebilde in einem Totholzstamm macht uns der Ranger aufmerksam. Das ist von Ameisen gemacht. Holzarmeisen – namens Roßameisen. Die Rossameisen lieben feuchtes Holz – und können schon mal dem ein oder anderen nicht gut verarbeiteten Fachwerk-Balken gefährlich werden. Diese hier sind allerdings im Wald – und noch ein Stückchen größer als die Rote Waldameise. Gesehen haben wir die Tierchen leider nicht.

Eichen-Krimi in LausitzLiebe

Eine alte Eiche steht am Wegesrand. Hans-Christian Funk erklärt, was der Baum macht: Das Splintholz wächst bei großen Verletzungen rundum und versucht so schnell es dem Baum möglich ist, die Verletzung zuwachsen zu lassen. Diese Eiche hier hat eine mehrere Zentimeter breite und etwa einen Meter hohe Verletzung erlitten und das Holz wuchtet sich drum herum, es hat richtige Wülste gebildet. Das ist ein bisschen wie ein Wettrennen in Baumgeschwindigkeit. Kann der Baum die Verletzung schneller schließen als die Insekten oder sonstigen Tierchen oder Pilze sich in der Verletzung ansiedeln? Man weiß es nicht. Ich weiß ja nicht, was du sagst, aber ich finde das spannender als jeden Krimi.

Ötzi lässt grüßen

Ich hatte neulich auch so eine Birke beschrieben, an der ebenfalls so eine Art “Laterne” – ein Pilz am Stamm wuchs. Nun haben wir Birke am Boden liegend gefunden und auch da wieder eine “Laterne” – Birkenporling. Der Birkenporling ist ganz ganz berühmt, seit mehreren tausend Jahren. Du erinnerst dich an Ötzi? Ötzi hatte Birkenporling dabei. Der wusste damals schon, dass der Birkenporling der Gesundheit recht zuträglich ist. Laut Wikipedia hat Der Birkenporling entzündungshemmende, antibakterielle und antivirale Wirkungen und wird traditionell zur Behandlung von Magen-Darm-Beschwerden, zur Wundheilung und zur Stärkung des Immunsystems eingesetzt. Er kann auch gegen Darmparasiten helfen und hat möglicherweise krebshemmendes Potenzial. Die Anwendung erfolgt meist als Tee, Tinktur oder in Form einer äußerlichen Anwendung zur Wundheilung. Allerdings, das weißt du ja, ist das hier ein reiner Vortrag, keine Anleitung für Heilwirkungen oder gar medizinische Behandlungen. Und ich persönlich lasse von Pilzen gern die Finger, weil ich mich gar nicht gut genug auskennt und viele Arten immer noch einen giftigen oder zumindest unverträglichen Doppelgänger haben. Hier im Naturschutzgebiet ist das sowieso kein Thema. Da dürfen und sollten wir nichts mitnehmen. Nicht mal Ötzis Birkenporling

Nun zeigt sich noch eine wundervolle uralte, geschwungene Buche mit einem riesigen Hohlraum im inneren. Kein Blatt mehr dran – und doch ist dieser Baum voller Leben. Pilze, Insekten, Vögel finden hier Lebensraum. Ich staune wiedermal andächtig.

Lausitzliebe: Dendrodelm und Igelstachelbart

Was ist denn ein Dendrodelm: ein kleines Mikrohabitat. An einer Buche, deren unterer Stamm fast wie ein Reifrock einer Königin aus dem Barock aussieht, hat sich solch ein Mikrolebensraum gebildet. Die seltsame Wuchsform hat ein mit Wasser gefülltes kleine Kuhle hervorgebracht in der sich wiederum ganz spezielle Arten versammeln. 

Leute, ich könnte schreien vor Ehrfurcht und Staunen. Das kannst du dir echt nicht ausdenken, was es so alles gibt!! Ich lieb’s – du auch? Dann drücke auf Like, abboniere den Podcast. Du bist hier bei LausitzLiebe, also wenn du auch nur etwas Wissenswertes erlebt hast hier und heute, dann abonniere. Und buch dir demnächst eine RangerFührung durch die Natur. 

Ich mache mal gleich weiter mit meinem Staunen-Ausbruch. Wir entdecken mit Hilfe des Rangers den “Igelstachelbart” ein Pilz der aussieht wie eine Koralle, die in den Schnee- und Eissturm geraten ist und auf der sich Raureif gebildet hat. Spitze Ministacheln umrahmen auf geradezu malerische Weise die einzelnen Pilzstämmchen. Hach, Leute. Bis heute konnte ich Pilzen ja bis auf das bestaunen ihrer Vielfalt nicht so viel abgewinnen, aber seit heute bin ich auch Fan von den Dingern. Das müssen wir in der nächsten Zeit mal näher untersuchen. Diesen Igelstachelbart solltet ihr aber, wenn ihr ihn entdeckt, unbedingt!! stehen lassen. Er ist sehr sehr sehr selten und stark gefährdet und steht deshalb auf der Roten Liste. Es wäre doch ein Jammer, wenn er verschwindet, weil wir Menschen auch bei dem wiedermal achtlos sind.

Die Ästhetik des Verfalls - Der Pilz des Jahres 2024

Die Ästhetik des Verfalls hat viele Gesichter. Oder ist es Zerfall? Vielleicht ist es nur die Umwandlung einer Körperform in eine andere Dimension? Hier jedenfalls finden wir die so genannte Würfelfäule. Natürlich steckt auch da wieder ein Pilz dahinter. Dieser Pilz jedenfalls zersetzt das tote Holz so akkurat, dass es aussieht, als wären viele viele Würfelchen aufeinander gestapelt. Auf was für Ideen die Pilze so kommen. Ziemlich gut. Und genau das richtige für die LausitzLiebe.

Sehr pilzlastig diese Folge. Denn am Wegesrand wohnen noch die Schopf-Tintlinge. Diese zeigen schon während ihres öffentlichen Daseins eine enorme Wandlung. Die jungen Pilze sind schlank, weiß und haben eine ganz schlanke, weiße und essbare Kappe. (Achtung. Sammel nur, was du kennst). Im Laufe weniger Wochen verändert sich die Kappe und zerfließt zu dunkler Tinte, bis nix mehr von der Pilzkappe übrig ist. Ein Phänomen, das unsere Vorfahren wohl zu nutzen wussten, indem sie tatsächlich mit der Tinte malten oder schrieben. Die Schriftzeugnisse aus der Pilz-Tinte sind heute noch erhalten und lesbar. Der Schopf-Tintling war übrigens Pilz des Jahres 2024. Ja, gute Wahl!

Warum LausitzLiebe?

Ich hoffe, du hattest Spaß und Freude an dieser Folge. Mein Anliegen ist es, mit diesen – übrigens recht aufwändigen Berichten und Folgen, noch mehr Menschen für die Natur hier in der LausitzLiebe Region zu interessieren und zu begeistern. Wenn mir das heute gelungen ist, ist alles gut. Wenn du diese Folge unterstützen möchtest, dann Like sie, gib 5 Sterne, teile die Folge und empfehle LausitzLiebe Podcast gern an Menschen weiter von denen du weißt, dass sie die Natur in der Lausitz ebenso lieben wie wir beide. Nun verabschiede ich mich von dir, und wünsche dir wie immer ganz viel LausitzLiebe. Deine Naturpilgerin.